weissenfels/MZ. Der Kornwestheimer Ring in Weißenfels-Nord hat ein Katzenproblem. Es sind etwa zehn Tiere ohne Zuhause - Streuner, wie der Volksmund sagt, die keiner haben will. "Wegsehen ist keine Lösung, Futterverbot auch nicht", sagt Kathleen Schechowiak. Deshalb hat sich die Geschäftsführerin der Wohnungsbau Wohnungsverwaltung GmbH Weißenfels (WVW) vor Ort mehrfach mit Mietern getroffen, um eine vernünftige Lösung zu finden.
Zusammen mit Vorstandsmitgliedern des Tierschutzvereins Saale-Rippachtal hat die Chefin des größten Wohnungsunternehmens der Stadt am Dienstagfrüh die ersten Katzen eingefangen und zum Kastrieren beziehungsweise Sterilisieren dem Vertragstierarzt übergeben. Danach ging es einen Tag in häusliche Obhut zu Vereinsmitgliedern, um sich nach dem Eingriff zu erholen. Danach bringen sie Frauen und Männer im Ehrenamt wieder dorthin, wo sich die Katzen bisher aufgehalten haben - in den Kornwestheimer Ring. "Wir haben gehandelt, damit sich Minka, Lisa und die anderen Katzen nicht weiter vermehren, ansonsten bekommen wir in der Tat ein ganz ernstes Problem", erläutert Kathleen Schechowiak.
Aufgefallen sei ihr die Katzenplage bei regulären Kontrollgängen in leerstehenden Wohnungen im besagten Wohngebiet. Mehrere Futternäpfe standen auf dem Gelände. Frauen wie Monika Caroli füttern die Streuner und haben ihnen sogar Namen gegeben. Mieter, die ihre Namen nicht für die Zeitung nennen wollen, finden das Füttern "unmöglich und unverantwortlich. Weil es stinkt, weil das Futter andere Tiere anlockt, weil dies besonders während der Sommermonate hygienisch nicht zu vertreten ist."
Die WVW-Chefin hat für eine solche Kritik durchaus Verständnis, räumt aber ein, dass sich Mieter ihrer Katzen nicht entledigen können, als seien die Tiere Müll. Denn woher sonst sollten die Samtpfoten kommen. Hergezaubert habe sie niemand. "Wir müssen hier gemeinsam etwas tun und uns dem Thema stellen. Man zieht weg und lässt zurück", beschreibt sie zunehmende Mentalitäten von Menschen, ein rücksichtsloses Verhalten, das nicht hinnehmbar sei.
Unterstützung findet die WVW beim Tierschutzverein Saale-Rippachtal, in dem das Unternehmen als Fördermitglied integriert ist. Vereinsvorsitzende Rita Wagner erinnert an eine Spende, die die WVW im Oktober in Höhe von mehr als 2 400 Euro während eines Festes anlässlich des 20-jährigen Jubiläums übergab. Gratulanten hatten auf Geschenke verzichtet und auf Anregung von Schechowiak Geld für den Verein gespendet.
"Wenn sich ein Unternehmen wie die WVW so für den Tierschutz einsetzt, kann ich nur den Hut ziehen", versichert Rita Wagner. Sie wisse aus dem Berliner Raum, dass sich dort ein Wohnungsunternehmen genau diesem Problem stelle. "Wenn alle so denken und handeln würden wie die WVW-Geschäftsführung, dann hätten wir diese Sorgen um die verwilderten Hauskatzen überhaupt nicht", sagt Wagner. Meckern und Streiten nützten nichts.
Etwa 500 Euro Kosten für die Versorgung durch den Tierarzt, mit dem der Verein einen Vertrag abgeschlossen hat, stellt die WVW zur Verfügung. Die Tierschützer würden sich über weitere Sponsoren freuen, um ihrem Ziel, im nächsten Jahr ein neues Tierheim zu bauen, näher zu kommen. "Dafür brauchen wir Förderer, die unsere ehrenamtliche Arbeit verstehen, statt Tiere wie eben diese Katzen als Störenfriede zu empfinden. Dass Morle und Co. weiterhin im Kornwestheimer Ring gefüttert werden dürfen und kein anderes Zuhause erhalten, hängt damit zusammen, dass sie nicht mehr vermittelbar sind. "Die Vierbeiner haben zu viel Schlimmes durchgemacht. Deshalb sind sie wahnsinnig scheu, es ist schon kompliziert, sie für den ärztlichen Eingriff mit dem Korb einzufangen", weiß Monika Caroli. Das erfordere viel Zeit und Geduld.
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