Der Fortbestand der Beratungsstelle zur Vermeidung von Obdachlosigkeit ist ungewiss.
Es fehlen 9600 Euro.
VON ANDREAS RICHTER
WEISSENFELS/MZ. Um die Beratungsstelle zur Vermeidung von Obdachlosigkeit im Jahr 2013 weiter finanzieren zu können, fehlen 9 600 Euro. Darauf hat Christl Große, die Vorsitzende des Kinder- und Jugendhilfevereins als Träger, während der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses des Stadtrates aufmerksam gemacht.
Damit geht das Ringen um den Erhalt des Angebots in eine neue Runde. Im August dieses Jahres war die Beratungsstelle aus dem maroden Gebäude Zeitzer Straße 2 in das Hochhaus in der Merseburger Straße umgezogen. Die Wohnungsbau Wohnungsverwaltung Weißenfels GmbH (WVW) stellte dem Verein zwei leerstehende Wohnungen als Anlaufstelle für Menschen zur Verfügung, die von Obdachlosigkeit bedroht sind. Nach dem Umzug hatten sich zwar die Bedingungen für das Beratungsangebot verbessert, die Sorgen um die weitere Finanzierung blieben jedoch. Nachdem eine über den zweiten Arbeitsmarkt geförderte Stelle Ende Oktober ausgelaufen war, hatte die Stadt zunächst die Kosten für die Weiterbeschäftigung bis zum Jahresende übernommen. So kann eine Mitarbeiterin weiter für fünf Stunden in der Woche als Ansprechpartner für Mietschuldner zur Verfügung stehen.
„Die Stadt fördert die Beratungsstelle jährlich mit 4 000 Euro. Dazu stehen wir auch im kommenden Jahr“, sagte Trauer gegenüber der MZ. Mehr könne die Kommune jedoch nicht leisten. Immerhin stünden im Fördertopf für Soziales insgesamt nur 16 000 Euro bereit. Angesichts der derzeitigen Finanzierungslücke wäre der Zuschuss der Stadt irgendwann nach der Jahresmitte 2013 aufgebraucht, blickte Trauer voraus und sprach Klartext: „Wenn es in den nächsten Wochen nicht gelingt, die Lücke zu schließen, käme spätestens Mitte nächsten Jahres das Aus für die Beratungsstelle.“
Dass dies möglichst verhindert werden soll, darin waren sich die Mitglieder des Sozialausschusses, die sich zuvor bei einem Rundgang einen Eindruck von den Räumlichkeiten im Hochhaus verschafft hatten, weitgehend einig. „Wenn die Beratungsstelle geschlossen wird, wird es noch mehr Mietschuldner und auch Wohnungslose geben“, sagte Horst Ziegler (Fraktion Bürger für Weißenfels/Landgemeinden). Deutlich wurde, dass der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes die Beratung nicht einfach übernehmen könnte. „Das spezielle Angebot würde in Weißenfels dann fehlen“, sagte Fachbereichsleiter Maik Trauer.
Noch ist es allerdings nicht so weit. Vorsichtig deutete Vereinschefin Christl Große im Sozialausschuss an, dass man noch Ideen habe, wie ein endgültiges Aus abgewendet werden könnte. Während die WVW den Verein bereits großzügig unterstützt, werde man in den nächsten Wochen versuchen, kleinere Vermieter von einer Beteiligung an der Finanzierung der Beratungsstelle zu überzeugen. „Wenn Mietschuldner beraten werden, können Vermieter davon einen Vorteil haben. Da ist es nur legitim, wenn diese etwas Geld beisteuern“, meinte Maik Trauer gegenüber der MZ. Dabei solle es keineswegs um große Summen gehen. Gedacht sei zum Beispiel daran, dass sich für jede Woche, in der die Beratungsstelle weiter geöffnet hat, ein Sponsor findet.
Copyright © mz-web GmbH / Mitteldeutsches Druck- und Verlagshaus GmbH & Co. KG